Die Welt des Karl Klostermann in Illustrationen
Karl/Karel Klostermann – Böhmerwäldler Schriftsteller für Deutsche und Tschechen

Ausstellung im Adalbert-Stifter-Zentrum in Oberplan
vom 6. Juni bis 26. Oktober 2008

In diesem Jahr jährt sich zum 160. Mal der Geburtstag von Karl Klostermann (1848 – 1923) und ist sein 85. Todestag. Karl oder Karel Klostermann entstammt einer deutschen Böhmerwaldfamilie, auch wenn er bedingt durch das berufliche Engagement seines Vaters als Arzt im oberösterreichischen Haag zur Welt kam und dort auf die Namen Karl Faustin getauft wurde. Seine Jugend verbrachte er in Bergreichenstein im Böhmerwald, wo sein Vater seine endgültige Anstellung als Arzt fand. Er studierte in Wien zuerst Medizin, wurde aber schließlich Journalist und Pädagoge. Als solcher fand er seine Lebensanstellung am deut-schen Gymnasium in Pilsen, an dem er Deutsch und Französisch unterrichtete. Insgesamt sprach er 12 Sprachen, darunter das Tschechische, das er so gut wie seine deutsche Muttersprache beherrschte.

karl Klostermann: Böhmerwald-Skizzen Seine Liebe aber galt uneingeschränkt dem Böhmerwald und dem Schreiben. Zuerst publizierte er in seiner deutschen Muttersprache, seine zahlreichen Feuilletons unter der Überschrift "Heiteres und Trauriges aus dem Böhmerwald" in der Prager Zeitung "Politik" fanden großen Anklang unter den Lesern. Daneben erschienen rund weitere 160 deutsche Texte. Als er jedoch seine ersten 16 Feuilletons 1890 unter dem Titel "Böhmerwaldskizzen" im Selbstverlag herausgab, wurde das Echo unter den deutschen Lesern für ihn zu einer großen Enttäuschung und das Buch zu einem herben finanziellen Verlust.

Abbildung rechts: K. Klostermanns erstes Buch "Bühmerwaldskizzen" erschien 1890 in deutscher Sprache.

Seine tschechischen Leser jedoch (damals war Zweisprachigkeit in Böhmen weit verbreitet) bestürmten ihn, weiter zu publizieren, am besten nun in tschechischer Sprache. So erschienen alle seine weiteren Veröffentlichungen, nun unter dem tschechisierten Vornamen Karel, auf tschechisch und brachten ihm große Anerkennung ein. Erst nach dem Zweiten Weltkrieg erschienen deutsche Übersetzungen seiner wichtigsten weiteren Werke.
Klostermann ist ein beredter Schilderer von Land und Leuten des Böhmerwaldes in seiner Zeit. Allerdings schreibt er zwar voll Liebe zu den Menschen des Böhmerwaldes und über sie, aber auch voll Realismus, ohne ideologische Überhöhung und ohne Schönfärberei. Und er war ein überzeugter Gegner jeder nationalen Gegensätzlichkeiten und Feindseligkeiten, für ihn waren böhmische Deutsche und böhmische Tschechen gleichermaßen Landsleute, die sich lediglich in ihrer Sprache unterschieden. Das mag dazu beigetragen haben, daß er in den Zeiten wachsender nationaler Spannungen von seinen deutschen Landsleuten abgelehnt wurde.

Die Welt des Karl oder Karel Klostermann in Illustrationen seiner Werke zu zeigen, ist das Ziel der Ausstellung, die nun vom 6. Juni bis 26. Oktober 2008 vom Adalbert-Stifter-Zentrum in Oberplan (Horní Planá) im Böhmerwald in seiner Galerie gezeigt wird. Mitveranstalter der Ausstellung sind das "Institut für das nationale Schrifttum" in Prag und die Prager "Union für gute Nachbarschaft tschechisch- und deutschsprachiger Länder", gefördert wird die Ausstellung vom "Deutsch-tschechischen Zukunftsfonds" und vom "Kulturreferenten für die böhmischen Länder im Adalbert-Stifter-Verein" in München. Im Zentrum können während der Ausstellungsdauer die lieferbaren Bücher von Klostermann in deutschen und in tschechischen Ausgaben erworben werden.

Adalbert-Stifter-Zentrum Jiráskova 168
CZ-382 26
Horní Planá
Tel. 00420 - 380 738 034, E-Mail: cas.asz@horniplana.cz
www.stifter-centrum.info


Autor: Horst Löffler

Karl Klostermann Portät
Karl Klostermann auf einem Gemälde von F. Velísek (Böhmerwaldmuseum Bergreichenstein).

Klostermann Illustration: Ferien im Böhmerwald
Das erste Buch "Bühmerwaldskizzen" erschien 1890 in deutscher Sprache, alle weiteren (wie z.B. "Prázdniny na Šumavě" – Ferien im Böhmerwald / 1926) in tschechischer Sprache erschienen