Adalbert Stifter (1805-1868)

Geboren am 23. Oktober 1805 als erstes Kind einer armen Leinweberfamilie in Oberplan (Horni Planá) im Böhmerwald. Johann Stifter, der Vater des Dichters Adalbert Stifter, verunglückte 1817 bei Gunskirchen mit seiner Flachsfuhre tödlich. 1818 kam Adalbert, noch nicht vierzehnjährig, an das Gymnasium des Benediktinerstiftes in Kremsmünster. Seine Mutter Magdalena heiratet 1819 in zweiter Ehe den Bäckermeister Ferdinand Mayer.

Auf einem Donaufloß reiste Stifter 1826, mit zwei Freunden die er aus seiner Zeit in Kremsmünster kannte, von Linz nach Wien um zu studieren. Er schrieb sich an der juristischen Fakultät der Uni Wien ein. Daneben hörte er naturwissenschaftliche Vorlesungen. Immer mehr zog es ihn hin zur Physik, Mathematik, Astronomie, Geschichte und der Philosophie. Erste Gedichte veröffentlichte Stifter unter einem Pseudonym und widmete sich der Malerei.
1827 begann der engere Kontakt mit seiner Jugendliebe Fanny Greipel zu pflegen, welche ihn emotional das ganze Leben lang begleiten sollte. Im Sommer 1829 traf er Fanny in Bad Hall. Die dort im Park und in Bad Hall gemeinsam verbrachte Zeit bezeichnete Stifter später als "zu den ungetrübtesten Stunden" seines Lebens zählend.
1833 begegnete ihm in Wien die damals 22-jährige Amalia Mohaupt, welche er am 15. November 1837 ehelichte.

Zwischen 1835 und 1840 erscheinen "Der Condor", "Feldblumen" und eine Erstfassung von "Bergmilch". Am 8. Juli 1842 beobachtet Stifter die totale Sonnenfinsternis. Überarbeitungen von "Der Hochwald" und "Mappe" entstanden, in Erstfassung "Brigitta" und "Das alte Siegel".
1843–46 unterrichtet Stifter den Sohn des Staatskanzlers Metternich in Physik und Mathematik. 1843 entstehen "Hagestolz" und "Die drei Schmiede ihres Schicksals". Im Hause Metternichs begegnete ihm 1844 Friedrich Simony, mit dem ihm eine dauerhafte Freundschft verbinden sollte. Es entstehen "Der Waldsteig" und "Zwei Schwestern".
1845 begegnet er Simony in Hallstatt. Es erscheinen "Der heilige Abend", die zweite Fassung von "Der Bergkristall" und "Der beschriebene Tännling" in Erstfassung. 1846 reiste Stifter nach München und besuchte dort den Maler Heinrich Bürkel. Er begegnete erstmals Robert und Clara Schuhmann sowie Joseph von Eichendorff. Es entstanden die erzählungen "Der Waldgänger" und "Tod einer Jungfrau".

Stifter fand Zugang und Anerkennung in höheren künstlerischen und gesellschaftlichen Kreisen. Noch zu Lebzeiten wurde Stifter als Dichter bekannt. Dieser Ruf drängt bis heute seine bildungspolitische Bedeutung ein wenig in den Hintergrund. Er sah in der allmählichen Hebung des Bildungsstandes des Volkes die einzige Möglichkeit, die sozialen Verhältnisse grundlegend zu ändern. Bereits 1847 bemühte sich Stifter an der Universität Wien öffentliche Vorträge "Über das Schöne" halten zu dürfen, die auch für Frauen zugänglich sein sollten. Den Sommer über verbrachte er in Linz. Juliane Mohaupt, die sechsjährige Nichte Amalias, wird an Kindes statt aufgenommen.

1848 übersiedelte das Ehepaar Stifter nach Linz und mietete sich im heutigen Stifterhaus an der Unteren Donaulände ein. Es entstand "Der Pförtner im Herrenhaus" (später Turmalin). 1849 erfolgte die Gründung und Eröffnung einer Realschule in Linz. Der 5. und 6. Band der "Studien" erschienen. 1850 folgte seine Ernennung zum k.k. Schulrat. Mit Erfolg bemühte er sich um die Verbesserung der Lehrerausbildung und der -besoldung.
Kurz vor Weihnachten verschwand Stifters Ziehtochter Juliane und wurde nach zwei Wochen aber wieder gefunden. 1852 wurden die "Bunten Steine veröffentlicht. Stifter wurde von der k.k. Zentralkommision zur Erforschung und Erhaltung der Kunst- und historischen Denkmale zum Konservator von Oberösterreich ernannt.

Stifter kränkelte bereits seit Jahren, er litt an einer Nervenkrankheit. Drei Kuren in Karlsbad und längere Aufenthalte in Lackenhäuser (Bayerischer Wald) und in Kirchschlag milderten seine Krankheit zwar, brachten aber keine Heilung.

1856 entzog man ihm die Inspektion der Realschule. Die beiden ersten Bände des "Nachsommer" entstanden. 1857 verreiste er mit Frau und der zweiten Ziehtochter Juliane nach Triest (Italien). Stifter bekam ein Leberleiden. Der "Nachsommer" wurde fertig gestellt und veröffentlicht.
1858 starb seine Mutter. Am 25. April 1859 wurde Juliane, kurz nach ihrem neuerlichen Verschwinden, tot aus der Donau geborgen. Wieder erkrankte Stifter und seine körperliche Verfassung verschlechterte sich in den nächsten Jahren zusehends. Es entstanden die Werke "Zwei Witwen" und "Nachkommenschaften". 1864 nimmt Stifter längeren Krankenurlaub, er wurde schwermütig, voll Gram und Bitterkeit. "Der Waldbrunnen" entstand.
1865 erschien der erste Band des "Witiko". Stifter wurde in den Ruhestand geschickt mit Verleihung des Hofrat-Titels.
1866 erkrankte seine Frau Amalia. Der zweite Band vom "Witiko" wurde veröffentlicht, der "Kuss von Sentze" entstand.
1867 erschien "Witiko" Band drei. Stifter arbeitete an der letzten unvollendeten Fassung der "Mappe" mit dem Titel "Der fromme Spruch". Im Dezember wurde er bettlägrig. Mit dem Rasiermesser schnitt sich Adalbert Stifter in der Nacht vom 25. bis 26. Jänner 1968 in den Hals und lebte, noch bewußtlos, bis zum 28 Jänner. Die Beisetzung Stifters fand am 28. Jänner 1868 auf derm St. Barbara-Friedhof in Linz statt.

Adalbert Stifter an Heckenast,
Linz, 22.1.1868:
Wie es sein wird, wenn wir die Grenze dieses Lebens betreten haben, wann sein letzter Atemzug vorbei ist – wer kann das sagen? Dass alles, was göttlich ist, nicht untergehen kann, ist gewiss: Geht doch nicht einmal ein Sandkorn verloren, nicht einmal ein Wassertropfen, wir wissen es und wir sehen es, dass beides nicht Nichts werden könne, sondern dass es nur die Gestalt wechselt, was wir ja auch tun, nur langsamer und nicht so sichtlich, wie es bei einem Wassertropfen oft der Fall ist, der als Dunst in die flüssige Luft geht. Das Sterben ist wie das Geborenwerden, für uns die erste auffällige Veränderung ..."

Stifter-Zeichnung: Kapelle am Gutwasserberg
Kapelle nahe der wundertätigen Quelle am Gutwasserberg in Oberplan; Stifter-Zeichnung, 1845

Böhmerwald-Panorama von Kirchschlag aus
Der Böhmerwald verliert sich weit hinten. Panorama von Kirchschlag aus gesehen.

Stifter-Denkmal am Plöckenstein
Das Stifter-Denkmal, ein 15 Meter hoher Obelisk, steht im Böhmerwald beim Plöckenstein.

Totenmaske von Adalbert Stifter
Die Totenmaske von Adalbert Stifter, geschaffen von Josef Rint welcher auch Stifters Grabdenkmal entwarf.
Fotos: Reinhold Tauber.


Eine Stifter-Biografie finden Sie auf der Homepage des Adalbert Stifter Institutes in Linz unter www.stifter-haus.at/DE,4-1,Biografie.